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„weil ich lebe“

Das Schütz-Jahr 2022 nähert sich seinem Höhepunkt: Im Herbst findet das Heinrich Schütz Musikfest statt. Zudem feiert das Festival mit seiner 25. Ausgabe selbst ein Jubiläum.

„SCHÜTZ22“ heißt das über ein Jahr währende Festprogramm anläßlich des 350. Todestages des Sagittarius. Es begegnet uns schon seit letztem Oktober, denn die Mitteldeutsche Barockmusik (MBM e.V.) als Veranstalter rief ein Festjahr aus, das vom Schütz-Geburtstag im letzten Jahr bis zum Todestag am 6. November 2022 reicht. Im Mittelpunkt steht dabei im Herbst natürlich das Heinrich Schütz Musikfest, das traditionell an den Wirkungsstätten in Mitteldeutschland stattfindet, zudem feiert das Musikfest selbst mit seiner 25. Ausgabe ein Jubiläum. Die immense Vorbereitungszeit eines üppigen und würdigen Programms, das unter dem Titel der Festjahrslosung „weil ich lebe“ – einem Zitat aus der Widmung der „Psalmen Davids“ an den „gnedigsten ChurFürsten“ Johann Georg I. – steht, fiel in die beiden Pandemiejahre. Daher dankte Intendantin Christina Siegfried bei der Festivalvorstellung letzte Woche in der Unterkirche der Frauenkirche Dresden in besonderer Weise den Partnern und Unterstützern, die die Vision des Jubiläums-Jahrganges in unsicherer Zeit aufrechterhielten.

Was nun als Aufruf „in alle Lande“ ergeht, ist die Aufmerksamkeit des Publikums für die musikalischen Höhepunkte zu wecken, was angesichts des Stelldicheins der Stars der Alten-Musik-Szene zweifelsfrei gelingen dürfte. Allein für das diesjährige Residenzensemble lohnt ja schon ein Abonnement, denn das Vokalensemble Vox Luminis aus Belgien unter Leitung seines Gründers Lionel Meunier gastiert nicht nur an fünf Konzertorten, sondern bringt auch noch in kürzester Zeitspanne fünf unterschiedliche, thematisch anspruchsvolle Programme mit, die Gabrieli, Bach, Schütz-Schüler sowie Trauer- und Friedensmusiken umfassen.

Vox Luminis, das etwa seit zehn Jahren durch hervorragende Interpretationen und Einspielungen als führendes Ensemble für die Musik des 17. Jahrhunderts bewertet wird. wird das Musikfest am 7. Oktober in der Schlosskirche Weißenfels eröffnen, während Torgau als Ort des Abschlusskonzerts zum ersten Mal erreicht wird.

“weil ich lebe“ ist ein Motto der Lebendigkeit und Vielfalt, und so gibt es auch in diesem Herbst wieder spannende Linien, die von Schütz aus in andere Musikwelten gezogen werden oder zu ihm hinführen. Einen Kontrapunkt, der in unsere Gegenwart führt, setzen gleich mehrere Ensembles: AuditivVokal realisiert schon seit dem Frühjahr ein Kompositionsprojekt, Scotty Böttcher wird mit Organist Jan Katzschke ebenso einen Akzent setzen wie das Ensemble Junge Musik Sachsen-Anhalt, während das Dresdner Heinrich-Schütz-Konservatorium mit dem Musiknachwuchs mit seinem Namensgeber auf das DAVE-Festival treffen wird, eine musikalische Kooperation, auf die man gespannt sein darf. Und auch Fabian Russ’ Klanginstallation „Kaleidoskop der Räume“ wird noch einmal in der Unterkirche beim Festival eingerichtet.

Herausragende Ensembles der Alten Musik sind (wieder) dabei, so der Dresdner Kammerchor, diesmal mit einer Auswahl aus den „Psalmen Davids“ und der „Geistlichen Chor-Music“ als konzertante Eröffnung eines musikalisch-musikwissenschaftlichen „Schütz-Semesters“ an der Dresdner Musikhochschule. Das dürfte ebenso ein Leckerbissen des Programms sein wie das Debüt der Capella Mariana aus Prag, die mit Ercole Nisini und der Instrumenta Musica aus Dresden zusammen musiziert. Ein literarisch-musikalischer Abend verbindet französische Lyrik mit vokalen Meistern der Schütz-Zeit, dargeboten vom Vokalensemble Akadêmia aus Frankreich unter Leitung der Dirigentin Françoise Lasserre.

Das Heinrich Schütz Musikfest initiiert und präsentiert aber auch in diesem Jahr neue Projekte, wie etwa Konzerte mit dem Ensemble SING & SIGN unter Leitung von Susanne Haupt, die mit einem Gebärdenchor ein Schütz-Musikerlebnis mit und für hörgeschädigte Menschen erschließt. Die Komponistenklasse Dresden ist ebenso vertreten, und auch der Dresdner Kreuzchor, das Sächsische Vokalensemble, der Thomanerchor, LauschWerk, die Ensembles der Frauenkirche, Isabel Schicketanz, Leyla Schayegh und viele andere geben sich die Ehre zum Jubiläums-Musikfest.

Parallel zum Festival (und schon jetzt) kann die ganze Chorwelt mitwirken: das Projekt „Open Psalter“ widmet sich den 160 Psalmliedern des „Beckerschen Psalters“. Auf einer eigenen Website können Ensembles ihren Schütz-Psalmgesang auswählen, singen und hochladen, über vierzig Chöre haben sich bereits angemeldet.

Das Heinrich-Schütz-Musikfest endet zwar am 16. Oktober, aber das Festjahr geht noch weiter. Der November wird unter dem Motto „Vom Leben – Überleben“ mit Themenfestivals in den Schütz-Stätten mit einem reichhaltigen Epilog um den 350. Todestag herum ausgestaltet. Wenn Schütz selbst in seinen Werken Anfang und Ende, etwa in den „Musikalischen Exequien“ verbindet, so dürfte das Konzert am 6. November mit der Capella Sagittariana in der Frauenkirche Dresden mit einem Programm rund um diese berühmte Trauermusik keinesfalls ein Schlusspunkt sein, sondern ein Achtungszeichen der Schütz-Aktivitäten, die weit in Gegenwart und Zukunft strahlen, eben – „weil ich lebe“.

Heinrich Schütz Musikfest „weil ich lebe“, 7.-16.10.2022 (Auswahl)
7.10. Eröffnungskonzert „Lumen Germaniae“ Schlosskirche Weißenfels, Vox Luminis, Ltg. Lionel Meunier
8.10. Loschwitzer Kirche Dresden, Ensemble SING & SIGN, Ltg. Susanne Haupt
9.10. Schütz & Bach, Dreikönigskirche Dresden, Vox Luminis, Ltg. Lionel Meunier
12.10. Schlosskapelle Dresden, Wolfgang Pissors (Lesung), Vokal- und Instrumentalensemble Akadêmia, Ltg. Françoise Lasserre
14.10. Dresdner Kammerchor, Ltg. Hans-Christoph Rademann, Konzertsaal der Hochschule für Musik Dresden
16.10. Abschlusskonzert „Unter den fürnembsten Musicis“, Schlosskirche Hartenfels, Torgau, Vox Luminis, Ltg. Lionel Meunier

Themenfestival „Vom Leben – Über Leben“, 4.-6.11. Dresden, darin u.a.
* Komponistenklasse Dresden „Orgel+“, interpretiert von Ivan Terekhanov und AuditivVokal Dresden (5. November)
* Collegium 1704 mit Vaclav Luks (4.11.)
* Capella Sagittariana, Ltg. Norbert Schuster, in der Frauenkirche Dresden (6.11.)

Der Vorverkauf für das Heinrich Schütz Musikfest und die Themenfestivals im November beginnt am 15. Juni online und an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
http://www.schuetz-musikfest.de
http://www.schuetz22.de
http://www.open-psalter.de

Foto Vox Luminis (c) Olivier Erenyi

 


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