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Enthusiastische Reaktionen

Ein Tournee-Besuch bei der Dresdner Philharmonie in Bratislava

Am Mittag ist es noch ruhig am Sitz der Slowakischen Philharmonie in der Altstadt von Bratislava, doch ein großer Lastwagen mit dem bekannten deutschen Kennzeichen „DD“ steht schon auf dem Platz neben dem Gebäude und kündet von den bevorstehenden klingenden Ereignissen, denn er hat am Morgen die Instrumente der Dresdner Philharmonie aus Salzburg gebracht. Die Partnerstadt Dresdens war die erste Station der laufenden Europatournee des Orchesters. Gleich drei Konzerte konnten in Kooperation mit der Kulturvereinigung Salzburg im berühmten Festspielhaus arrangiert werden. Und die kamen wohl bestens beim Publikum und beim Orchester an, denn die gut achtzig Musikerinnen und Musiker kamen am Nachmittag in bester Tourneestimmung in Bratislava an und freuten sich bereits auf die Fortsetzung – nun in der Hauptstadt der Slowakei, die sich an diesem Tag etwas flirriger als sonst gab, denn an diesem Sonnabend wurde das Parlament gewählt.

Die Philharmoniker versicherten sich nach ihrer Ankunft in einer Anspielprobe der akustischen Qualitäten des großen Konzertsaales in der „Redoute“, die an der Stelle eines alten Getreidespeichers zwischen Theater und Donau 1919 für kulturelle Darbietungen entstand. Eingeladen war das Orchester zu einem Gastspiel des jährlich im Herbst veranstalteten „Bratislava Music Festival“, bei dem in diesem Jahr auch die Orchester aus Mailand, Rotterdam und Brno gastieren – die Dresdner befanden sich also in musikalisch spannender Konkurrenz und ein ausverkaufter Saal mit einem sehr konzentriert folgenden und enthusiastisch reagierenden Publikum tat das Übrige.

Obwohl die Musiker im Gespräch äußerten, dass der eigentlich angenehm kleine Saal etwas tricky sei in der Akustik (klar, man ist ja nun von zu Hause die Noblesse des Kulturpalastes gewohnt!), war schon das erste Stück des Konzerts ein voller Erfolg und gab quasi die klingende Visitenkarte der Philharmoniker ab. Denn in Wojciech Kilars „Orawa“ kommt es auf einen schwingenden Puls an und auf eine klug herausgespielte Steigerung in allen Streichergruppen, die am Ende in einer Art Volkstanz-Apotheose kulminiert. Das Stück war bei dem polnischen Dirigenten Krzysztof Urbański, der die Leitung der Tournee innehat und auch schon mehrfach mit dem Orchester zusammenarbeitete, in besten Händen – es genügten wenige Zeichen, um die faszinierende Maschinerie der Pulse in Gang zu setzen.

Dass die junge Salzburgerin Julia Hagen als Solistin am Cello gewonnen werden konnte, sorgte sicher bei den drei Konzerten an der Salzach für besondere Atmosphäre. In Bratislava brillierte sie mit einer eindringlich emotionalen Darstellung des 1. Cellokonzerts von Camille Saint-Saëns und bedankte sich mit dem Präludium aus der ersten Suite von Johann Sebastian Bach. Nach der Pause erlebten die Zuhörer in diesem Konzert die 4. Sinfonie f-Moll von Peter Tschaikowsky – in Salzburg wurde zudem Dmitri Schostakowitschs 10. Sinfonie, Schumanns Cellokonzert und die „Figaro“-Ouvertüre von Mozart gegeben, ein strammes Tourprogramm also.

Urbańskis Interpretation war detailreich und konzentriert und er wählte überraschend langsame Tempi, die ein bisschen mehr Transparenz dieses Stückes freigaben, was zu einem fast tiefenentspannt musizierten ersten Satz führte und eleganten Pizzicati im dritten. Im Finale ging es jedoch auch bei ihm „zur Sache“ und die Zuhörer dankten den Dresdnern mit stehenden Ovationen. Konzertmeisterin Heike Janicke äußerte im Gespräch, dass alle Musikerinnen und Musiker sehr froh seien, dass Touren wieder möglich seien, die Einladungen weiterhin erfolgen und in der Pandemie ausgefallene Gastspiele wie in Salzburg auch nachgeholt werden konnten. Das ist ein deutliches Zeichen, dass die in den letzten Jahren in der Heimat fundierte und ausgebaute Qualität des Orchesters auch in Europa gehört werden will. Und ganz nebenbei schweißt man sich auf solchen Reisen ja auch als Ensemble zusammen, musikalisch wie menschlich. Dazu ist nun noch mehr Gelegenheit: die Tournee wird nach einer kleinen Pause mit vier weiteren Konzerten in Italien und Kroatien fortgesetzt.

Foto (c) Alexander Keuk

 


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Veröffentlicht in Dresden Rezensionen

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