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Ein Beethoven-Fest

Sinfonieorchester „medicanti“ im Konzert in der Dreikönigskirche

Bei Laienorchestern erlebt man oft angenehme Überraschungen – nur wenige dieser Ensembles geben sich mit den beliebten „Best of Classics“ zufrieden. Leichte Literatur, große Wirkung – das taugt nicht immer als Konzept, wenn Musiker und Leitung sich derart leidenschaftlich der Musik hingeben, dass ein gewisser Anspruch nicht unterschreitbar ist. Darf man sich dann noch rühmen, dass das Orchester gerade sein 25jähriges Bestehen feiert, so ist es nur verständlich, dass ein Konzert mit zwei großen Werken der klassischen Literatur in Angriff genommen wird. Dass dies gelingen würde, daran ist bei den „medicanti“ – dem Orchester der medizinischen Fakultät an der TU Dresden, ohnehin kein Zweifel, das bewiesen vergangene Konzerte.

Dirigent Wolfgang Behrend kann sich auf einen motivierten Klangkörper verlassen und Nachwuchsprobleme hat das in der Streichern opulent besetzte Orchester wohl derzeit auch nicht. Ist schon eine Beethoven-Sinfonie im Programm zumeist ein hartes Stück Arbeit (und das noch mitten in der Prüfungszeit!), so bieten derer zwei reizvollen Kontrast und natürlich einen tiefen Innenblick in das sinfonische Werk. Doch auch bei den Profis erlebt man eine Kombination der 3. Sinfonie Es-Dur „Eroica“ mit der 5. Sinfonie c-Moll, der sogenannten „Schicksalssinfonie“ eher selten.

Dabei ist der Vergleich dieser großen, genialen sinfonischen Konzeptionen (dass Behrend die schlanke 4. Sinfonie unterschlägt, sehen wir angesichts der Konzertlänge nach) sinnfällig – kaum vier Jahre stehen zwischen den Entwürfen beider Sinfonien und doch gibt es sowohl Ähnlichkeiten als auch deutliche Weiterentwicklungen zu beobachten. Behrend und die medicanti gehen aber noch weiter in ihrem Anspruch, das zeigte die sorgfältige Interpretation der Stücke beim Konzert am Sonntag in der Dreikönigskirche. Da waren nicht nur Tempi und Ausdruck gut vorbereitet und auf den Punkt gebracht, sondern es gab viele Details zu entdecken, angefangen bei der vibratoarmen Klanggestaltung in den Streichern, prägnanten Bläsereinsätzen und von Behrend gut betreuten Soli. Der Trauermarsch der 3. Sinfonie behielt sein ruhiges Tempo bei ohne stillzustehen – auch der zusammenfallende Schluss war gut ausmusiziert. Auch den 3. Satz nahm Behrend gemäßigt schnell, damit gelangen ihm aber schöne Schattierungen in den Bläsern, gerade auch der Hörner im Trio. Im Finale verhalf er den Konzertmeistern zu einem feinen Streichquartettsolo und setzte die kontrapunktischen Teile immer wieder fest ins Tempo.

Die konsequent verfolgte rhythmische Basis war es auch, die in der 5. Sinfonie fasznierte – dabei war das berühmte Anfangsthema fast zweitrangig, viel toller zu entdecken war die Intensität des 2. Satzes. Natürlich konzentrierte sich das Scherzo hier in seiner Hinwendung auf das befreiende Finale und Behrend entlockte seinen Musikern, nun auch voll besetzt mit Posaunen und Kontrafagott, noch einmal zu vollem Klang. Damit gelang schon vor dem eigentlichen Jubiläumskonzert am 6. November ein großes Festkonzert – in der nahezu ausverkauften Dreikönigskirche gab es dafür jubelnden Applaus.

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Veröffentlicht in Rezensionen

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