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Mit sommerlichem Esprit

4. Aufführungsabend der Staatskapelle Dresden in der Semperoper

Während auf der Opernbühne der Semperoper in den Meyerbeerschen „Hugenotten“ noch Macht und Missgunst herrschen, klingt die Konzertsaison der Staatskapelle musikalisch deutlich freundlicher aus: „Klassik picknickt“ sowie das letzte Sinfoniekonzert sind vornehmlich wienerisch dreiviertelgetaktet, und die vom Orchester selbst organisierten Aufführungsabende sind ohnehin der kammermusikalisch empfundenen Sinfonik verpflichtet, was aber nicht heißt, dass es auch in kleiner Besetzung anspruchsvoll oder dramatisch zugehen darf.

So war man auch auf das moderne Werk zu Beginn des 4. Aufführungsabends am Montagabend in der Semperoper gespannt, denn der 1955 geborene finnische Komponist Jukka Linkola ist hierzulande gar nicht bekannt, vorwiegend arbeitet er im Jazzgenre und schreibt Theater- und Filmmusiken. Sein 1992 entstandenes Stück „Winds“ war leider weder Fisch noch Fleisch, denn die im traditionellen Gerüst verhaftete Partitur übersetzte tatsächlich die Wind- und Luftgeräusche in simple Triller und Tremoli, konnte dabei aber über acht Minuten Dauer keinerlei eigene Stärke der kompositorischen Handschrift oder des beschriebenen Sujets entwickeln.

Das war insofern schade, als mit der Staatskapelle Dresden ja ein hervorragendes Ensemble zur Verfügung stand und sich die junge litauische Gastdirigentin Giedrė Šlekytė ebenfalls für das Stück mit Engagement einsetzte, allein die präsentierten Tonbilder blieben eine schwach konstruierte Fassade. Wie man mit feinsten Wendungen Leichtigkeit und Spannung schafft, lehrt uns natürlich Wolfgang Amadeus Mozart, der sein D-Dur-Violinkonzert KV 218 vermutlich für eigene Zwecke schrieb. Und obwohl sich Mozart nicht primär als Geiger sah, lobte man ihn nach den Aufführungen für seinen „schönen, reinen Ton“.

Giedrė Šlekytė im 4. Aufführungsabend.

Über einen solchen verfügt auch der seit 2016 als stellvertretender Konzertmeister bei der Staatskapelle tätige Rumäne Tibor Gyenge, der den Solistenpart übernahm. Mit großer Zurückhaltung ging er seine Partie im 1. Satz an. Etwas präsenter hätte er im Tutti mit dem Orchester schon sein dürfen, denn Giedrė Šlekytė forderte von der Staatskapelle einiges an Lebendigkeit ein, was der Solist aber mit einer schier unendlichen Ruhe beantwortete. Damit erhielt der 2. Satz dann aber eine wunderbar fließende Schönheit –  Gyenge spielte nun auch merklich freier in der Gestaltung, und intonatorisch blieben sowieso keine Fragen offen. Dieser Mozart klang leicht und selbstverständlich, beinahe unschuldig – das hört man so nicht alle Tage. Hatte man hier dann doch im Rondeau des Konzerts ein wenig Sehnsucht nach einem interpretatorisch mitteilsamem Biss in der Musik, so gab es davon nach der Pause reichlich:

Georges Bizets Sinfonie C-Dur ist ein vollmundiger Geniestreich des 17-jährigen Komponisten, der gottlob noch seinen Weg aus der Schublade in die Konzertsäle fand. Auch hier überwiegt mozarteske Leichtigkeit, noch dazu mit einem mitreißenden Esprit, den französische Komponisten wohl exklusiv für ihre Sinfonik gebucht haben. Das in allen vier Sätzen vom dörflichen Schunkellied bis zum virtuosen Finalsturm bestens unterhaltende Werk gewinnt natürlich durch eine dem Anspruch gerechte Interpretationshaltung, die sich etwa im schön ausmusizierten Oboensolo (Bernd Schober) oder in der Eleganz der Bass-Begleitung artikulierte. Giedrė Šlekytės gutes Gefühl für das richtige Timing etwa in der von ihr ruhig angegangenen Steigerung des 2. Satzes und ihr atmend-flexibles Dirigat gaben dieser Interpretation eine Würze, die mit reichlich Applaus belohnt wurde – ein gelungenes Debüt am Pult der Staatskapelle Dresden!

Fotos (c) Matthias Creutziger

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