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Spaß mit Schostakowitsch

Junges Sinfonieorchester spielte Absolventenkonzert in der Musikhochschule

Kaum hat das neue Schuljahr begonnen, formiert sich am Sächsischen Landesgymnasium für Musik auch schon das Junge Sinfonieorchester in neuer Besetzung und hat am Mittwoch das erste Absolventenkonzert im Konzertsaal der Musikhochschule Dresden gespielt. Doch von Stress war da wenig zu spüren und die Zuhörer bekamen ein buntes und auch im Charakter positiv-freudiges Programm geboten. Was man meist nicht bei so viel leichter Muse nicht bemerkt, ist, dass ordentlich Arbeit dahintersteckt, bis man zur freien Entfaltung dieser Musik kommt.

Zunächst wurde aber gestimmt, und selbst das war diesmal konzertant inszeniert, denn der US-Amerikaner Edgar Varèse hat daraus 1947 ein satirisches Orchesterstück namens „Tuning Up“ gemacht. Einige Zuhörer unterhielten sich dann am Mittwoch auch prompt beim Kammerton der Oboe weiter und wurden damit Bestandteil des Stücks. Dirigent Gunter Berger gesellte sich erst später hinzu und musste die Wogen in den Instrumentalgruppen erst einmal glätten, die Zitat-Splitter aus Varèses eigenen Stücken, Beethoven und „Yankee Doodle“ kamen dabei gut über die Rampe.

Danach wurde es zunächst klassischer: Oliver Zschiedrich war der Solist in Ralph Vaughan Williams Oboenkonzert a-Moll, ein sanft dahinfließendes, melodiöses Werk, das der Solo-Oboe viel Können abverlangt. Nur ganz zu Beginn war noch ein bisschen Nervosität in der Darbietung dieses spätromantischen britischen Stücks, dann vertraute Zschiedrich seinem schönen Ton und traute sich auch die virtuosen Passagen mutig zu. Fast die größere Aufgabe lag im gar nicht so einfachen Satz des Streichorchesters, das sich über das Schuljahr hinweg aber sicher auch zusammenfindet.

Annabell Hertrampf (Sopran) und das Junge Sinfonieorchester Dresden

Die junge Sopranistin Annabell Hertrampf war neulich schon beim TU-Orchester zu hören, hier sang sie nun mit stilistischer Sensibilität eine Romanze von Franz von Suppé und eine Arie von Jacques Offenbach. Zuvor leitete Frank van Nooy das große Blasorchester mit einer Opernouvertüre, ebenfalls von Suppé. Damit waren im ersten Teil des Konzertes schon fast alle Instrumentengruppen der Schule präsentiert, und die Bühne war zumeist prall gefüllt. Da musste Gunter Berger am Dirigentenpult mehrfach in die Knie gehen, um bei den vielen enthusiastisch Musizierenden auch einmal ein Pianissimo hervorzulocken.

Das war beispielsweise im zweiten Teil bei Pedro Iturraldes „La Pequeña Czarda“ auch notwendig, damit der Solist Karl Ferdinand Hase sich optimal mit dem Saxophon entfalten konnte. Erstaunlich auch, wie sicher und souverän er mit der Partitur umging und so gemeinsam mit dem Orchester den tänzerischen Gestus bewahrte; das Stück war auch im Orchesterpart sehr überzeugend und mitreißend dargeboten. Damit war das schon ein gutes Präludium zum Abschlusswerk des Konzerts von Dmitri Schostakowitsch. Diesmal erklang keine der bekannten großformatigen Sinfonien, sondern eine Suite für Varieté-Orchester.

Es ist eine Sammlung von Tänzen, die aus Film- und Bühnenmusiken Schostakowitschs stammen, letztlich Handwerksübung und Geldverdienst, aber optimal unterhaltend schon allein wegen der hervorragenden Instrumentierung. So kam das Publikum auch in den Genuss des berühmten „Walzer Nr. 2“, den Stanley Kubrick für seinen Film „Eyes Wide Shut“ verwendet hat – er ist in der Suite enthalten. Aber auch die anderen Sätze wurden hier, nun mit Akkordeons, Gitarre, Saxophonen und reichlich aktivem Schlagwerk im Orchester ergänzt, mit guter Vorstellung für den Charakter und einem packendem Finale musiziert.

Fotos (c) A. Keuk

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