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Hoffnung auf ein ungetrübtes Jubiläum

Dresdner Philharmonie stellt Jubiläumssaison 2020/2021 vor

Am 13. März hat die Dresdner Philharmonie im Kulturpalast die neue Konzertsaison vorgestellt. Es sollte eine freudige Veranstaltung im Zeichen der nahenden und laufenden musikalischen Jubiläen werden, doch die Verkündigung der neuen Saison 2020/2021 bei der Dresdner Philharmonie – im Beethoven-Jahr und im Zeichen des 150-jährigen Jubiläum des Orchesters stehend fand in bedrückender Atmosphäre unter dem Zeichen des grassierenden Corona-Virus statt. Der Betrieb von Kulturpalast und Orchester war zu diesem Zeitpunkt bereits eingestellt. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch und Bibliotheksdirektor Arend Flemming informierten zunächst über die aktuelle Situation, Schließungen und Maßnahmen. Klepsch bat um Verständnis bei der Bevölkerung und sagte wörtlich „Wir werden einige Wochen in gemeinsamer Zurückhaltung und Verzicht üben und hoffentlich dann in einen erlebnisreichen Sommer starten.“

Chefdirigent Marek Janowski, Orchestervorstand Robert-Christian Schuster

Davon, was nach einer Eindämmung des Corona-Virus und der Wiederaufnahme des kulturellen Lebens im Kulturpalast in der nächsten Saison folgen wird, sprach dann Chefdirigent Marek Janowski, der zu Beginn zugab, sich in einer „surrealen Situation“ zu befinden und auf die Wiederaufnahme der musikalischen Tätigkeit hin befragt, antwortete, man „denke derzeit von Tag zu Tag“. Die Tücke des Virus sei leider auch, dass man nichts vorhersehen könne. Beim Orchester stehen in der kommenden Saison auf jeden Fall die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum an – das Programm zum Jubiläum  war schon lange vor dem Virus ausgedacht. Zudem sei man in der zweiten Hälfte des Beethovenjahrs und werde etwa das Experiment „Streichquartett und Sinfonie“ fortsetzen, nachdem ein überaus großer Zuspruch des Publikums das Interesse an dem Projekt bewies, das sich keinesfalls dem Mainstream unterordne.  Dennoch dürfte ein Höhepunkt der Saison auch die von Janowski dirigierte 9. Sinfonie in drei Konzerten zum Jahreswechsel 2020/2021 sein.

Zur Saisoneröffnung wird der Chefdirigent am 5. September 2020 das chorische Gipfelwerk Ludwig van Beethovens dirigieren, die „Missa Solemnis“. An diesem Werk werde sich sowohl ein Motto der gesamten Saison entspinnen, nämlich das Thema Liebe. „Von Herzen – Möge es wieder – Zu Herzen gehen!“ schrieb Beethoven auf seine Partitur der Missa, und um dieses Stück herum präsentiert die Philharmonie zu Saisonbeginn ein kleines „Herztöne“-Festival, das sich eine Woche lang rund um das Spätwerk verschiedener Komponisten dreht. Weiterhin wird der Chefdirigent alle fünf Klavierkonzerte Beethovens im September aufführen, eine „klavierorchestrale stilistische Nacherzählung des Komponisten Beethoven“, so Janowski, Solist ist der Pianist Seong-Jin Cho, der 2015 den Chopin-Wettbewerb gewann. Janowski widmet sich außerdem der Streichorchesterfassung des späten 14. Beethoven-Quartetts, später dann auch noch Programmen mit Musik von Schubert, Schostakowitsch, Mozart, Schönberg, Dvořák und Mahler.

Besonders am Herzen liegt im die Aufführung der auf Anna Seghers Roman „Das siebte Kreuz“ basierenden, chorsinfonischen 9. Sinfonie von Hans Werner Henze zum Dresdner Gedenktag, ein diesem Datum absolut angemessenes und würdiges Werk. Bereits auf den Herbst 2021 blickend, kündigte Marek Janowski eine konzertante Aufführung des „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner an. Einige Konzertbesucher werden sich an Janowskis legendäre Aufführungen an gleicher Stelle aus den Jahren 1980-83 erinnern. Es sei ein Wagnis, so Janowski, aber das Orchester sei bereit für diese Herausforderung. Man sei gemeinsam auf einem guten qualitativen Weg: „Ich bereue überhaupt nicht, auf meine alten Tage diese Chefposition noch einmal angenommen zu haben.“

Intendantin Frauke Roth, Marek Janowski, Robert-Christian Schuster

Intendantin Frauke Roth wies auf weitere Höhepunkte und Personalien der kommenden Saison hin, so wird erstmals eine Sängerin Artist-in-Residence sein: die österreichische Sopranistin Elisabeth Kulman wird die ganze Bandbreite ihres Könnens in vier Konzerten zeigen. Der Franzose Thierry Escaich, der bereits mit eigenen Stücken und auch als Interpret bei der Dresdner Philharmonie gastierte, wird Palastorganist in der neuen Saison. Composer in Residence ist der italienische Komponist Salvatore Sciarrino (geb. 1947), von dem Marek Janowski am 22. November zum Jubiläum des Orchesters das Auftragswerk „Piogge diverse“ („Arten des Regens“) für Bariton und Orchester uraufführen wird. In der Festwoche vom 22.-29. November wird sich das Orchester zudem in allem Facetten seiner Fähigkeiten und seines Repertoires zeigen, Bruckners „Romantische Sinfonie“ steht auf dem Programm des Festakts am 29. November.

Viele Solisten und Dirigenten der kommenden Saison seien sehr mit dem Orchester verbundene „Wiederkehrer“, so etwa Juanjo Mena, Alain Altinoglu, Cristian Macelaru, Markus Poschner, Francesco Piemontesi oder Martin Grubinger. Auch der frühere Chefdirigent Michael Sanderling wird – mit Mahlers gewaltiger Auferstehungssinfonie – zu einem Konzert der Philharmonie zurückkehren. Hingegen darf man sich auch auf einige neue Begegnungen freuen, wie etwa mit der Dirigentin Tabita Berglund, den Dirigenten Thomas Hengelbrock, Pablo González und Maxime Pascal oder dem Klavierduo Lucas und Artur Jussen. Tourneen führen die Dresdner Philharmonie im Januar 2021 nach Spanien und im Mai 2021 nach Großbritannien.

Die Dresdner Philharmonie im Konzert.

Dass am 3. Oktober 2020 die 2. Sinfonie des Komponisten Christfried Schmidt aus dem Jahr 1968 von der Dresdner Philharmonie uraufgeführt (!) werden soll, ist der Beweis der Fortsetzung des Engagements für vergessene und wieder zu entdeckende Musik aus dem Osten der Republik. Neu sei in der kommenden Saison, so Frauke Roth, dass alle Schulkonzerte entgeltfrei seien, damit komme man der Realisierung der Idee ein Stück näher, dass zukünftig jedes Dresdner Schulkind wenigstens einmal in seiner Schullaufbahn die Gelegenheit hatte, ein Sinfonieorchester live zu erleben. Viel mehr wäre zu nennen, aber an dieser Stelle sei an die Website der Philharmonie verwiesen.

Intendantin Frauke Roth betonte zum Schluss noch einmal, dass die aktuellen Entschlüsse der Einstellung der Orchestertätigkeit allen Beteiligten sehr schwer gefallen sind – der Austausch und die Begegnung mit dem Publikum seien von fundamentaler Bedeutung für die Dresdner Philharmonie. Insofern hofften alle auf dem Podium, so auch Orchestervorstand Robert-Christian Schuster, dass kreative Lösungen gefunden werden, der Betrieb zeitnah wieder aufgenommen werden kann und sich die Situation bald normalisiert.

  • Programm 2020/2021 auf dresdnerphilharmonie.de
  • Der Einzelticket-Vorverkauf für die Saison 2020/2021 startet zu einem noch bekanntzugebenden Zeitpunkt nach Ostern. Für den „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner im Herbst 2021 soll es vorfristig eine Buchungsmöglichkeit geben, auch dieser Vorverkaufsstart wird von der Dresdner Philharmonie noch bekanntgegeben.

Fotos (c) Björn Kadenbach, Alexander Keuk

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Veröffentlicht in Dresden Features Rezensionen

Ein Kommentar

  1. derbaum derbaum

    das wünschen wir uns doch sehr! mögen alle gesund bleiben! liebe grüße

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